Anja Wölk 

Gründerin von Trust your food 

 

Was bewegst du mit deiner Arbeit oder mit deinem Engagement?

Ich bin Gründerin von Trust your food. Wir liefern erntefrisches und saisonales Bio-Gemüse bis nach Hause. Unser fair gehandeltes Gemüse ist verpackungsfrei und kommt direkt vom Feld. Mit unserem innovativen Konzept lösen wir mehrere Probleme auf einmal:

1. Die Landwirt*innen haben Planungssicherheit, denn wir nehmen ihnen große Mengen zu einem fairen Preis ab.

2. Die Verbraucher*innen erhalten hochwertiges Bio-Gemüse bis nach Hause geliefert, oft sogar am Tag der Ernte. Sie können regionale Zusatzprodukte bestellen und bekommen jede Woche abgestimmte Rezeptideen.

3. Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sind uns wichtig. Das bedeutet ressourcenschonende, verpackungsfreie Logistik und Unterstützung des Humusaufbaus im Boden. Das ist für die dauerhafte Bindung von CO₂ im Boden wichtig. Hinzu kommt die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und die faire Bezahlung der Mitarbeiter*innen.

Wie bist du zu deinem heutigen Beruf bzw. zu deinem Engagement für Klima und Nachhaltigkeit gekommen?

Ursprünglich komme ich aus der Produkt- und Software-Entwicklung. Ich habe viele Start-ups begleitet und wollte dann selbst etwas bewegen und zwar mit dem Ziel, gesellschaftliche und ökologische Probleme zu lösen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, ein Umweltwissenschaften-Studium zu beginnen. Dort habe ich auch den Grundstein für die Idee von Trust your food gelegt.

Was motiviert dich, dich für das Klima und Nachhaltigkeit zu engagieren?

Durch die intensive Beschäftigung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel im Studium und die Geburt meiner Kinder wurde mir klar, dass zwar jede*r einen Beitrag leisten kann, aber der persönliche Lebensstil allein nicht ausschlaggebend ist. Die größten CO2-Austoße sind nämlich nicht auf privater Ebene zu verantworten, sondern basieren auf klimaschädliche oder ausbeuterische Angebote des Marktes. Deshalb möchte ich mit regionalen, nachhaltigen und fair gehandelten Lebensmitteln auf ganz einfache Art und Weise den gesellschaftlichen Wandel und Klimaschutz mitgestalten.

Was können wir als Gesellschaft in naher Zukunft geschafft haben?

Ich glaube, dass wir bereits umdenken. Wir sollten die Verantwortung nicht allein auf die Entscheidungen von Verbraucher*innen abwälzen – keiner kann sich allumfassend informieren und dann die beste Entscheidung treffen. Das wäre sehr lebensfremd. Ich denke, dass es Regeln zur Einhaltung von Klimaschutzmaßnahmen braucht. Ich bin zuversichtlich, dass dies in naher Zukunft passieren kann.

Wie sieht eine klimagerechte Welt in deiner Vorstellung aus? Was ist deine persönliche Klima-Utopie?

Wir sollten flexibel bleiben und uns im Klaren sein, wofür eventuelle Einschränkungen nützen. Mein großer Wunsch wäre es, dass Attribute wie „fair“ oder „nachhaltig“ einen ebenso großen Stellenwert in der Gesellschaft haben wie aktuell „Status“ oder „lukrativ“.

Wie kannst du Schüler*innen unterstützen, die sich für das Klima und Nachhaltigkeit einsetzen wollen?

Ich kann Schüler*innen viele Infos rund um das Thema Ernährung und deren Auswirkungen auf das Klima geben. Gleichzeitig kann ich sie unterstützen, Fragen zu stellen, um daraus Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Ich kann Methoden zur Projektentwicklung vorstellen und Tipps zur Umsetzung geben. Zudem bin ich glücklich über jede*n, der*die unsere Idee weiterträgt und stehe Ideen der Beteiligung sehr offen gegenüber.

Foto: © Trust-your-food Anja Wölk