Constanze Klotz
Co-Gründerin Bridge&Tunnel
Was bewegst du mit deiner Arbeit oder mit deinem Engagement?
Seit 2016 fertigt unser Label Bridge&Tunnel mit benachteiligten und geflüchteten Menschen nachhaltige Mode. Unsere Designs erzählen von zweiten Chancen, denn sie entstehen komplett aus Alttextilien und Materialüberschüssen. Aus den Textilressourcen fertigen wir hochwertige Modestücke an. So verhelfen wir wertvollen Materialressourcen zu einem neuen Leben in einzigartigem Style. Und hoffnungsvolle Talente aus aller Welt finden einen erfüllenden Job mit Anerkennung.
Wie bist du zu deinem heutigen Beruf bzw. zu deinem Engagement für Klima und Nachhaltigkeit gekommen?
Seit 2013 habe ich gemeinsam mit meiner Co-Gründerin Lotte den Co-Working-Space Stoffdeck geleitet, eine Gemeinschaftswerkstatt für Mode- und Textildesigner*innen in Hamburg. Dort konnten sich professionelle Designer*innen, aber auch kreative DIYler*innen (DIY steht für „Do it yourself“) unkompliziert einmieten. Als wir hörten, dass sich ein deutsch-türkischer Nähclub mit seinen Nähmaschinen in einer Moschee zum Nähen trifft, haben wir ihn eingeladen, seinen Nähtreff bei uns zu machen. So konnten wir live mit ansehen, was für Zauberhände viele der Frauen haben und standen fassungslos daneben. Da war uns schlagartig klar: Wir müssen diese beiden Welten vernähen. Seitdem bringen wir professionelles Design und Menschen mit flinken Händen zusammen.
Was motiviert dich, dich für das Klima und Nachhaltigkeit zu engagieren?
Mode ist ein echter Klimakiller, was vielen von uns gar nicht bewusst ist. Die Mode- und Textilindustrie verursacht jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO2 – mehr als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen. Die Modeindustrie stößt dabei allein 5 Prozent der globalen Emissionen aus. Diese entstehen vor allem durch die langen Transportwege, Weiterverarbeitungen und die Gewinnung von Plastikfasern. Denn noch immer setzt die Modeindustrie sehr viel auf Plastikfasern, die wiederum aus Erdöl hergestellt werden.
Wir verarbeiten deshalb nur Textilien, die schon auf dem Markt sind. Des Weiteren machen wir uns für einen Slow-Fashion-Ansatz stark. Das bedeutet: Weniger und bewusster kaufen, in bessere Qualität investieren und Kleidung länger nutzen. Mehr dazu in unserem Podcast TALK SLOW.
Was können wir als Gesellschaft in naher Zukunft geschafft haben?
Weniger und bewusster konsumieren, und uns eingestehen, dass wir nur gemeinsam das große Klimarad drehen können. Jeder kleine Schritt zählt.
Wie sieht eine klimagerechte Welt in deiner Vorstellung aus? Was ist deine persönliche Klima-Utopie?
Ich träume von einer Welt, in der alle Menschen gleichermaßen an klimapositiven Lösungen teilnehmen können, die ihnen aus Kosten- oder Bildungsgründen verwehrt bleiben.
Wie kannst du Schüler*innen unterstützen, die sich für das Klima und Nachhaltigkeit einsetzen wollen?
Ich kann euch Einblicke geben in Überproduktion und Überkonsum, eine Fair Fashion Produktion in Deutschland, die Slow Fashion Philosophy sowie die Verflechtung von Mode und Klimakrise.
Foto: Maxim Schulz