Sarina Sievert

Sarina Sievert  

Gründerin von hiddenland
 

 

Was bewegst du mit deiner Arbeit oder mit deinem Engagement?

Ich habe mich in den vergangenen drei Jahren besonders auf regenerative Landwirtschaft fokussiert. In meiner Marketingarbeit habe ich von Beginn an versucht, meine privaten Interessensfelder abzubilden: Nachhaltigkeit, Fair Fashion und Landwirtschaft. Nach einigen Jahren habe ich mich dann selbstständig gemacht und hiddenland gegründet. hiddenland ermöglicht es mir, mich in meiner Arbeit immer wieder neu auszuprobieren. Ich baue einen Marktplatz für besondere Produkte aus landwirtschaftlichen Rohmaterialien auf. Wir sind aktuell sehr weit weg von der Natur und natürlichen Prozessen und haben kaum mehr Verbindungspunkte. Ich möchte durch meine Arbeit eine Brücke schaffen, damit wir wieder die Möglichkeit haben, die natürlichen Kreisläufe in unseren Alltag zu integrieren.

Wie bist du zu deinem heutigen Beruf bzw. zu deinem Engagement für Klima und Nachhaltigkeit gekommen?

Ich bin in einem kleinen Dorf in Süddeutschland aufgewachsen. Für mich war es als Kind das Natürlichste der Welt, mit der Natur zu leben und zu arbeiten, regionale Produkte zu konsumieren und die meiste Zeit mit Tieren zu verbringen. Als ich nach meinem Studium nach Berlin zog, wurde mir schnell klar, dass ich mich noch mehr mit Themen der Landwirtschaft und den Anbaumethoden, sowie Verarbeitungsschritten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen beschäftigen möchte. Ich besuchte dann einige Seminare zum Thema und entwickelte daraus über die Jahre hinweg erste Konzeptentwürfe von hiddenland.

Was motiviert dich, dich für das Klima und Nachhaltigkeit zu engagieren?

Ich habe immer versucht mir Wissen anzueignen, um gemeinsam mit anderen Lösungen zu finden. Irgendwann bin ich dann über die Betreuung der Marketingkampagne des Dokumentarfilms „Unsere große kleine Farm“ auf das Thema regenerative Landwirtschaft gestoßen. Es handelt sich hier um eine Methode zur Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen, die der Erde mehr zurückgibt als genommen wurde. Nachhaltigkeit bedeutet für mich, nur so viel zu verbrauchen, wie nachwächst. Regenerativ wiederum bedeutet für mich, mehr nachwachsen zu lassen, als wir verbrauchen. Es beschreibt ein natürliches Prinzip, von dem wir Menschen nahezu vollständig entrückt sind.

Um das Beispiel klarer zu machen, hier ein kleiner Ausflug in die Tierwelt: In der Savanne ruht sich eine Löwenfamilie unter einem kargen Busch in der Mittagssonne aus. Eine Antilopenherde zieht an ihnen vorbei. Die Löwen hatten bereits ihre letzte Beute verspeist, was die Antilopen spüren und so von den Löwen keine Gefahr ausgeht. Niemals würden die Löwen in einen Angriff übergehen, um die eine oder mehrere Antilopen für einen späteren Zeitpunkt zu reißen. Für mich beginnt Klimaschutz mit der Frage der Notwendigkeit von Konsum.

Was können wir als Gesellschaft in naher Zukunft geschafft haben?

Wenn wir es schaffen, natürliche Kreisläufe mitzudenken und sie in unseren Alltag zu integrieren, können wir einen Wandel in der Gesellschaft herbeiführen. Ich glaube, dass wir uns im Verzicht üben dürfen. Und Verzicht muss nicht negativ sein. Wenn wir erst einmal hinterfragen, wie viel wir von allem wirklich brauchen, auch was unseren Konsum und unsere Arbeitskultur angeht, kann ich mir gut vorstellen, dass wir dadurch wieder mehr Zeit gewinnen, um aus der Schnelllebigkeit auszubrechen.

Wie sieht eine klimagerechte Welt in deiner Vorstellung aus? Was ist deine persönliche Klima-Utopie?

Eine klimagerechte Welt bedeutet für mich, dass wir unsere Rolle als Mensch gegenüber der Natur hinterfragen. Wir beginnen, wieder mehr Kontakt mit der Natur aufzunehmen. Das kann bei einem Spaziergang durch den Regen passieren. Wenn wir überlegen, wie wichtig der Regen für die Pflanzen und Tiere und damit auch für uns Menschen ist, empfinden wir Regen wieder als etwas Schönes, etwas Besonderes.

Wie kannst du Schüler*innen unterstützen, die sich für das Klima und Nachhaltigkeit einsetzen wollen?

Ich glaube, es braucht kleine Schritte, die aber mehr und mehr dazu führen, dass wir unsere Gewohnheiten und unsere Perspektiven ändern. Vielleicht eine Kräuterwanderung im Treptower Park, vielleicht ein Besuch einer Sternwarte im Sommer, vielleicht der Heimweg zu Fuß durch den Regen nach dem Sport, vielleicht das Beobachten von Zugvögeln über unseren Köpfen im Frühjahr und Herbst, vielleicht ein kurzer Gedanke vor dem Supermarktregal, wie sich das wohl anfühlt, eine Karotte selbst aus dem Boden zu ziehen.

Links: hiddenland.de

Foto: © Alexander Ratzing