Karoline Niggemann

Karolina Niggemann 

Klima-Aktivistin bei Fridays for Future
 

 

Was bewegst du mit deiner Arbeit oder mit deinem Engagement?

Unsere Ortsgruppe in Erfurt teilt sich in verschiedene kleine Arbeitsgruppen (AG) auf. Ich bin in unserer Presse-AG und der Orga-Gruppe aktiv.

Die Presse-AG macht Leute auf uns aufmerksam, indem wir Pressemitteilungen, offene Briefe und Interviews veröffentlichen. Dadurch mobilisieren wir auch Leute, die kein Social Media nutzen.

Die Orga-Gruppe kümmert sich um die Planung der nächsten Aktionen. Dazu zählen die Organisation von Besprechungen und auch das Anmelden der Aktionen bei der Stadt, wenn diese im öffentlichen Raum stattfinden. Diese Aktionen ziehen wieder Leute an, die sich dann auch häufig dafür interessieren, wer wir sind und unsere Beweggründe kennenlernen möchten.

Wie bist du zu deinem heutigen Beruf bzw. zu deinem Engagement für Klima und Nachhaltigkeit gekommen?

Angefangen hatte bei mir alles vor sechs Jahren mit der Frage, ob ich es ethisch weiter vertreten kann, Fleisch zu essen. Seit ich mich vegetarisch ernähre, interessiere ich mich für die Klimakrise. Da ich damals in einem recht kleinen Dorf wohnte, war es mir nicht möglich, bei Fridays for Future aktiv zu sein. Dafür war die nächste Ortsgruppe zu weit entfernt.

Nun wohne ich in Erfurt und möchte das aufholen, was ich die letzten Jahre nicht machen konnte: Aktiv sein, laut werden und mich endlich für den Klimaschutz zu engagieren.

Was motiviert dich, dich für das Klima und Nachhaltigkeit zu engagieren?

Meine größte Motivation ist mein Lebenswille.

Als ich eine Grafik sah, die darstellt, wie sehr die Erderhitzung bis zum Ende des Jahrhunderts noch ansteigen würde – sollten wir nicht sofort handeln – bekam ich richtig Angst. Die Grafik zeigt, dass sich die Erde bis zum Jahr 2090 auf 6 °C erhitzt und ein Leben auf diesem Planeten damit nicht mehr möglich sein wird. Zu diesem Zeitpunkt wäre ich gerade mal 87 Jahre alt.

Was können wir als Gesellschaft in naher Zukunft geschafft haben?

Ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft momentan einen Wandel durchmacht. Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, sich fleischlos zu ernähren, auch aufgrund der Vielzahl an fleischlosen Alternativprodukten. Aber auch das Umweltbewusstsein ändert sich meiner Ansicht nach: Es wird vermehrt auf die Vermeidung von Plastik und auf Recycling geachtet. Wir trennen mehr Müll und stoßen weniger CO2 aus.

Natürlich sind wir damit noch nicht am Ziel. Der Wandel, den wir erleben, ist nur ein langsamer Anfang. Nun müssen alle mitziehen, damit wir die Erderhitzung aufhalten.

Wie sieht eine klimagerechte Welt in deiner Vorstellung aus? Was ist deine persönliche Klima-Utopie?

In meiner Klima-Utopie hat niemand Angst vor der Zukunft. Außerdem muss niemand mehr hungern. Die Gesellschaft konsumiert keine tierischen Produkte und die Nahrungsmittel, die für die Tierhaltung angebaut werden, stehen den Menschen als Lebensmittel zur Verfügung. Somit ist genug für alle da.

Es herrscht ein respektvoller Umgang mit der Natur und anderen Lebewesen. Wir reisen nur noch mit CO2-neutralen Fahrzeugen und das Fahrrad ist in der Stadt, neben der Straßenbahn, das Hauptverkehrsmittel. Jedes Gebäude besitzt Solaranlagen und wir beziehen unseren Strom nur noch aus erneuerbaren Energiequellen.

Wie kannst du Schüler*innen unterstützen, die sich für das Klima und Nachhaltigkeit einsetzen wollen?

Mein erster Tipp: Meldet euch bei eurer Fridays-for-Future-Ortsgruppe. Schreibt sie auf Instagram an oder besucht ein offenes Plenum. Das war für mich der erste große Schritt in Richtung Engagement für Klima und Nachhaltigkeit. Ihr lernt sehr viele neue Leute kennen, die alle das gleiche Ziel anstreben. Die Aufgabenfelder sind so unterschiedlich, sodass für jeden etwas dabei ist. Zudem hat sich Fridays for Future mittlerweile eine Stimme erarbeitet; es tut gut auch mal gehört zu werden.

Im Hinblick auf Nachhaltigkeit kann ich euch besondere Apps empfehlen. Für Klamotten findet man auf Vinted sehr coole Sachen. Viele Restaurants oder Bäckereien haben die App Too Good To Go eingerichtet, hier könnt ihr vergünstigt Essen kaufen, das sonst in der Mülltonne gelandet wäre.

Foto: © Karolina Niggemann