Michael Herr

Michael Herr

Leiter Public Affairs bei der juwi AG

Was bewegst du mit deiner Arbeit oder mit deinem Engagement?

Mein Job bei der juwi AG ist es, dafür zu sorgen, dass die politischen Rahmenbedingungen, insbesondere Gesetze für den Ausbau der erneuerbaren Energien, so passen, dass sie tatsächlich ihre Wirkung entfalten. Umgangssprachlich würde man dazu wohl „Lobbyist“ sagen. Obwohl der Begriff negativ klingt, brauchen Entscheider*innen in Politik und Verwaltung Expert*innen, die ihnen Probleme aus der Praxis erläutern, damit wir gemeinsam Lösungen finden. Das gilt auch für den Ausbau der erneuerbaren Energien, ohne die wir den Klimawandel nicht stoppen können. Ich bin also Lobbyist für eine gute Sache.

Wie bist du zu deinem heutigen Beruf bzw. zu deinem Engagement für Klima und Nachhaltigkeit gekommen?

Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Mein Vater hat in den 1980er Jahren nach Möglichkeiten gesucht, wie der Landwirt auch zum Energiewirt werden kann – zum Beispiel indem er zur Energiegewinnung Biomasse, Wind- und/oder Solaranlagen auf dem Acker (an)baut. Er gründete dafür in unserer Gemeinde einen Verein und es gab regelmäßig Vortagsveranstaltungen. Nach der Schule habe ich Energietechnik mit Schwerpunkt erneuerbare Energien studiert und später noch ein Wirtschaftsstudium angehängt. Ich merkte schnell, dass neben Technik und Wirtschaft vor allem die Schnittstelle zu Politik und Gesellschaft wichtig ist. Dort werden die wesentlichen Entscheidungen für die Zukunft getroffen.

Was motiviert dich, dich für das Klima und Nachhaltigkeit zu engagieren? 

Seit meiner Jugend bin ich von erneuerbaren Energien und der Idee fasziniert: Mit der unglaublichen Menge an Energie, die uns die Sonne täglich auf die Erde schickt, tatsächlich unseren menschlichen Bedarf zu decken – ohne auf Atomenergie, Kohle und Gas zurückzugreifen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass dies gut möglich ist. Leider haben wir es lange Zeit verschlafen, aktiv zu werden. Um die Energie (Wind, Sonne, Wasser, Biomasse) zu „ernten“, haben wir alle Technologien verfügbar. Es geht nun darum, sie auch zu nutzen.

Was können wir als Gesellschaft in naher Zukunft geschafft haben? 

Durch die Diskussionen zur Klimaneutralität – und nicht zuletzt Fridays for Future – ist alles sehr viel konkreter geworden und fast jede*r hat eine Meinung zu erneuerbaren Energien. Für die nächsten Jahre erwarte ich eine intensive Diskussion: Wie und wo wollen wir den Ausbau haben? Welche Veränderungen und auch Einschränkungen sind wir bereit, in Kauf zu nehmen? Das wird anstrengend, aber lässt sich nicht vermeiden. In naher Zukunft haben wir es als Gesellschaft hoffentlich erreicht, hier klarer zu sehen, damit das Notwendige tatsächlich umgesetzt wird.

Wie sieht eine klimagerechte Welt in deiner Vorstellung aus? Was ist deine persönliche Klima-Utopie?

Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Welt deutlich friedlicher sein wird, wenn jede*r Zugang zu ausreichend sauberer und nachhaltiger Energie zum Leben hat. Die weltweite Verfügbarkeit erneuerbarer Energie-Technologien ist dafür eine Voraussetzung.

Wir hätten viel erreicht, wenn die Lebensbedingungen in möglichst vielen Teilen der Erde so sind, dass Menschen dort gerne leben und dies können, ohne dabei die Umwelt zu schädigen.

Wie kannst du Schüler*innen unterstützen, die sich für das Klima und Nachhaltigkeit einsetzen wollen?

Für den Klimaschutz und die Energiewende brauchen wir viele motivierte Menschen auf allen Ebenen, in Politik, Unternehmen, Verbänden und Vereinen.

Für die erneuerbaren Energien ist die Webseite der „Agentur für erneuerbare Energien“ eine gute Anlaufstelle mit vielfältigen Informationen und Verlinkungen bis hin zu Jobs.

 

Links:

Deutschlands Informationsportal zur Energiewende – Agentur für Erneuerbare Energien (unendlich-viel-energie.de)

Foto: © Michael Herr