Philipp Frey

Wissenschaftler, Institut für Technikfolgen­abschätzung und System­analyse (ITAS)
 

 

Was bewegst du mit deiner Arbeit oder mit deinem Engagement?

Ich suche nach Wegen, wie unsere Gesellschaft nachhaltiger werden kann. Dabei befasse ich mich mit der Frage, wie wir die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so verändern können, dass Verhaltensweisen, die ökologisch unvernünftig sind, auch ökonomisch unattraktiv werden.

Außerdem untersuche ich, wie wir mit weniger wirtschaftlicher Aktivität trotzdem ein gutes Leben für Alle organisieren können. Wir können z.B. Geld umverteilen und Arbeitszeit verkürzen, damit Alle etwas mehr Freizeit haben, statt ständig Überstunden zu machen.

Nicht zuletzt ist es mir ein starkes Anliegen, meine Forschungsergebnisse auch über die wissenschaftliche Debatte hinaus zu kommunizieren – z. B. in Form von politischer Bildungsarbeit, Vorträgen und Veröffentlichungen.

Wie bist du zu deinem heutigen Beruf bzw. zu deinem Engagement für Klima und Nachhaltigkeit gekommen?

Mir war eigentlich immer klar, dass ich in die Forschung will. Ich wollte aber nicht irgendein Thema bearbeiten, das nur einen Kreis von Expert*innen interessiert und das nur begrenzte gesellschaftliche Relevanz aufweist. Deswegen habe ich mich nach meinem Studium in der Technikfolgenabschätzung beworben, weil dort verschiedene Disziplinen zusammenkommen, um gemeinsam die gesellschaftlichen Folgen des technologischen Wandels zu bearbeiten.

Was motiviert dich, dich für das Klima und Nachhaltigkeit zu engagieren?

Für mich ist die Klimafrage eine ganz zentrale Gerechtigkeitsfrage. Es ist unverantwortlich, dass Menschen unter den Folgen unserer Wirtschaftsweise leiden müssen, die am wenigsten von ihr profitiert haben. Besonders schwer vom Klimawandel betroffen sind einerseits natürlich zukünftige Generationen, andererseits aber auch die Menschen im Globalen Süden, die kaum Emissionen verursacht haben.

Was können wir als Gesellschaft in naher Zukunft geschafft haben?

Die gute Nachricht ist, dass die Technologie schon da ist, um den Wandel in Richtung einer sozial und ökologisch nachhaltigen Gesellschaft zu bewältigen. Wenn der politische Wille da ist, könnten wir in der EU den CO2-Preis anheben, um ökonomische Anreize zu schaffen, aus schädlichen Energieträgern auszusteigen. Gleichzeitig könnten wir die Einnahmen aus der CO2-Besteuerung wieder an alle Bürger*innen ausschütten, sodass die, die besonders wenig Emissionen verursachen, sogar Geld herausbekommen. Diejenigen, die sehr gut verdienen, dicke SUVs fahren und ständig um die halbe Welt fliegen, müssten draufzahlen.

Der Staat könnte massiv Ressourcen mobilisieren, um besonders stark betroffene Wirtschaftszweige bei dem Wandel zu unterstützen und im Gegenzug verbindliche Wege zur Minimierung von Kohlenstoffdioxid festlegen. Und nicht zuletzt könnten wir den ökologischen Beitrag, den viele Entwicklungsländer leisten, auch materiell entlohnen.

Wie sieht eine klimagerechte Welt in deiner Vorstellung aus? Was ist deine persönliche Klima-Utopie?

In einer klimagerechten Welt würden unvermeidbare und vom Menschen verursachte Emissionen mehr als kompensiert werden. Das kann durch die Ausdehnung natürlicher Kohlenstoffsenken wie Wälder und Moorlandschaften geschehen. Die Menschheit würde sich daran machen, den Schaden, den sie den Ökosystemen zugefügt hat, wieder zu reparieren. Jedem Menschen wäre es möglich, ein würdevolles und komfortables Leben zu führen.

Wie kannst du Schüler*innen unterstützen, die sich für das Klima und Nachhaltigkeit einsetzen wollen?

Ich freue mich immer, mit anderen über Möglichkeiten zu diskutieren, wie wir als Gesellschaft besser werden können. Ich kann Lesehinweise geben, u. a. zu Themen wie sozialverträglicher CO2-Besteuerung oder Arbeitszeitverkürzungen als Mittel, den Umbau der Wirtschaft voranzutreiben und sozial abzufedern.