Tom Richter

Tom Richter

Fridays for Future
 

 

Was bewegst du mit deiner Arbeit oder mit deinem Engagement?

Ich engagiere mich in der Klimabewegung, weil ich die Klimakrise für die größte Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert halte. Wissenschaftler*innen betonen seit Jahrzehnten die Dringlichkeit des Handelns, während die notwendigen politischen Veränderungen weiterhin auf sich warten lassen. Bei Fridays for Future Leipzig bin ich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Außerdem war ich in die Organisation des Großstreiks involviert, habe die Demonstration angemeldet und die Anreise nach Berlin mitorganisiert. Außerdem vertrete ich die Ortsgruppe in den bundesweiten Fridays-for-Future-Treffen. Das kann schon mal ein Vollzeit-Job sein, aber es ist auch sehr erfüllend.

Wie bist du zu deinem heutigen Beruf bzw. zu deinem Engagement für Klima und Nachhaltigkeit gekommen?

Während meines ökologischen Freiwilligendienstes (FÖJ) erfuhr ich von den Schulstreiks von Greta Thunberg und von der Idee, diese Streiks auch in Deutschland zu organisieren. Ich kam in eine WhatsApp-Gruppe, in der die erste Mahnwache in Leipzig organisiert wurde. In meiner Mittagspause wollte ich mir das mal anschauen und traf auf 10 nassgeregnete Schüler*innen mit Papp-Schildern. Nach dieser ersten Leipziger Fridays-for-Future-Aktion gingen wir gemeinsam in die Stadtbibliothek, um zu besprechen, ob wir uns öfter zum Klimastreik treffen. So ist die Leipziger Ortsgruppe entstanden.

Was motiviert dich, dich für das Klima und Nachhaltigkeit zu engagieren?

Mich motiviert, zu sehen, dass junge Menschen doch etwas für eine klimagerechtere Welt erreichen können. Fridays for Future hat es geschafft, die Klimakrise erstmals monatelang als Top-Thema in die Öffentlichkeit zu rücken. Fast noch mehr motivierend finde ich aber, den Rückhalt unserer Arbeit durch zehntausende Wissenschaftler*innen und die beeindruckende Vernetzung mit anderen Klimabewegungen. Es tut gut zu wissen, dass man sich für das Richtige engagiert. Auch wenn es manchmal schmerzt, zu wissen, dass die Klimaschutzziele nach heutigem Stand nicht erreicht werden können.

Was können wir als Gesellschaft in naher Zukunft geschafft haben?

Auch wenn das utopisch klingt, ist es möglich: klimagerechte Politik. Aber dorthin ist es leider noch ein langer Weg. Für mich ist es wichtig, dass der Gerechtigkeitsaspekt nicht vergessen wird. Während bei uns die Folgen der Erdüberhitzung erst allmählich spürbar werden, sind Menschen im Globalen Süden schon seit Jahrzehnten vor Klimaveränderungen auf der Flucht, die sie nicht verursacht haben. Klimagerechte Politik bedeutet, diese Ungerechtigkeiten zu überwinden und für das Handeln vorheriger Generationen geradezustehen. Als reiches Industrieland sollte das für uns in Deutschland eigentlich kein Problem sein.

Wie sieht eine klimagerechte Welt in deiner Vorstellung aus? Was ist deine persönliche Klima-Utopie?

Viel zu oft hören wir Sätze wie: „Was sollen wir schon ausrichten, wenn die anderen eh nicht mitmachen?“ Das ist aber viel zu kurz gedacht. Gute Klimapolitik ist keine Last, sie ist eine Chance, es besser zu machen. Und auch in der Stadt gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit klimagerechter Politik einen Mehrwert zu schaffen: Solidarisch finanzierter ÖPNV, grünere Straßen, mehr Parks, Förderung von klimafreundlicheren Baumaßnahmen, sowie die Überprüfung aller städtischen Entscheidungen auf klimagerechtes Handeln. Wir können durch Klimaschutzmaßnahmen den Strukturwandel vorantreiben, die Energiewende beschleunigen, Anreize für ökologische Landwirtschaft setzen, Subventionen für fossile Energieträger streichen.

Auf Bundesebene können wir den Kohleausstieg vorziehen, Arbeitsplätze in Bereichen der Erneuerbaren Energien schaffen, den Schienenverkehr fördern, keine neuen Autobahnen bauen, Tempolimit auf den Straßen einführen und vieles mehr.

Wie kannst du Schüler*innen unterstützen, die sich für das Klima und Nachhaltigkeit einsetzen wollen?

Ich kann Schüler*innen ermutigen, selbst aktiv zu werden und ihnen Einblicke in die Arbeit von Fridays for Future geben. Vom wöchentlichen Plenum über den organisierten Klimastreik bis hin zur bundesweiten und internationalen Vernetzung konnte ich viele Dinge bereits selbst ausprobieren und kann von meinen Erfahrungen erzählen. Ich beantworte aber auch gern die Fragen, die sich stellen.